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Job gekündigt, Reise geplant, Rucksack gepackt. Europa ist entspannt und trotzdem aufregend. Dieser Kontinent ist so etwas wie ein Zuhause und dennoch fremd. Ich reise sieben Monate alleine durch Europa. Und dafür gibt es viele gute Gründe

Kennt ihr Eure Nachbarn? Die unten drunter? Vielleicht noch, weil sie sich immer beschweren wegen Lärm. Die nebenan? Zwei Türen weiter, drei Häuser weiter? Eben.

Beweisen muss ich mir nichts mehr. „Oh, wow, alleine reisen, und als Frau, in Südamerika, so jung … ?“ Als ich 19 war, gab es noch keine Smartphones. Da waren vier Wochen alleine wirklich vier Wochen alleine, mit dem obligatorischen Lonely Planet natürlich. Alles analog. Jetzt ist ja alles so unwirklich nah. Whatsapp, Facebook, Skype, die Freunde sind immer da. Hostels, Züge, Flüge, Busse, Fähren, Touren, alles online buchbar. Klick-klick-klick, eingetütet die nächsten vier Reisetage.

Der Thrill des „Auf sich alleine gestellt sein“ ist es also nicht, was mich zu meiner 7-monatigen Reise durch Europa angetrieben hat. Wieso überhaupt Europa? Weil Europa einfach unglaublich ist. Und weil ich meine Nachbarn kaum kenne.

Einfach großartig 😉 Die Autorin im Nationalpark Laheema © Nicola Isendahl

Ich war vorher noch nie in Polen, im Baltikum, in Skandinavien, in Schottland oder Irland. Europa ist entspannt und trotzdem aufregend. Europa ist Zuhause und trotzdem fremd. Es gibt eine gemeinsame Basis und trotzdem so viel Andersartiges. Graduell verändern sich Essen, Klima, Landschaft, Sprache, Gewohnheiten auf dem Weg. Und zuweilen auch mal die Währung.

Das ist meine geplante Route

Von den neun Nachbarländern Deutschlands stelle ich fest, kenne ich immerhin sieben. Ausgerechnet das, das mir von Berlin, wo ich wohne, am nächsten ist, nicht. Polen. Von da ergibt sich die Route von ganz alleine, eine Sichel von Osten nach Norden und auf der Westseite wieder runter nach Süden, der Sonne hinterher, wenn es im Herbst im Norden schattiger wird.

Screenshot der journi-App mit dem bisherigen Reiseverlauf; Impressionen aus Riga, Helsinki, Tartu and Kuldiga © Nicola Isendahl

Zugegeben, Marokko gehört nicht mehr zu Europa, aber neben neue Länder kennenlernen, steht Freunde besuchen ganz oben auf dem Plan: Stockholm, Oslo, Dublin, Bristol, Paris, Lausanne, Barcelona, Madrid, Pamplona, Sevilla – und eben Casablanca.
Ein unterschwellig mitlaufender Aspekt bei meiner Reise ist auch der Gedanke, vielleicht einen Ort zu finden, an dem ich ein paar Jahre bleiben möchte. Und eine spannende Arbeit finden.

Nachdem ich meinen letzten Job gekündigt habe, nehme ich mir nun etwas Zeit für mich und für die Überlegung “what’s next”.

Als ich im Mai startete, wurde ich häufig gefragt, ob ich nicht einen Blog schreiben wollte. Ich wollte aber nur mein Handy mitnehmen und nicht noch ein weiteres Gerät. Und auf dem Handy lange Texte tippen, ist etwas mühsam. Manche Hostels haben Rechner, die man nutzen kann, aber bisher nur so jedes fünfte.

Alleine reisen ist fantastisch.

Also habe ich mich für eine Art kommentierte Fotodokumentation entschieden, über die kostenfreie App namens journi. Das geht super, ist wenig Aufwand und man hat im Vergleich zu Instagram und Facebook o.ä. die Reise als Paket gut verpackt und mit einer Karte verlinkt. Follower müssen sich per E-Mail registrieren oder per Facebook verlinken.

Lecker: Geräucherter Fisch auf Saaremaa, der größten Insel Estlands © Nicola Isendahl

Normalerweise vermisse ich auf meinen Reisen ordentliches Brot und Bier am meisten. Nicht ganz überraschend vielleicht (jahrhundertelanger Einfluss der Deutschen) haben Polen und vor allem Litauen und Lettland eine großartige Brot- und Bierkultur.

Fleischfressende Pflanze im Moor des Nationalpark Lahemaa (im Norden Estlands) © Nicola Isendahl

Überall erwarten einen Superlative. Manche sind es wirklich (Bialowieza, einziger verbleibender Tiefland-Urwald Europas mit über 50 Meter hohen Bäumen, sehr beeindruckend!), andere lassen mich eher schmunzeln (Europas breitester Wasserfall, in Kuldiga, Lettland, ca. 100 Meter breit und bis zu zwei Meter hoch).

Ein bisschen Spaß muss sein – mit Statuen in Tartu, Estland © Nicola Isendahl

Alleine reisen ist fantastisch. Klar, möchte ich manchmal gerne Eindrücke teilen oder abends mit „richtigen“ Freunden was trinken gehen und nicht mit den „neuen Freunden“, die man gerade seit zwei Stunden aus dem gemeinsamen Dorm kennt. Aber es erlaubt auch sehr viele Freiheiten.

Wie eine kitschige Kulisse am Filmset – aber echt: Fassaden in der schnuckligen Altstadt von Posen, Polen © Nicola Isendahl

Mir gefällt mein Mix aus Trubel (Leute treffen in Hostels in Städten) und Ruhe (kleine Pensionen auf dem Land, wo man eher Katzen, Mücken und mit Glück mal ein Reh oder einen Biber trifft). Meist bin ich nicht länger als vier Tage an einem Ort, und auch das hat sich als Rhythmus gut eingegroovt.

Da ich mit Bus, Bahn und Fähre unterwegs bin, muss ich Übernachtungen in abgelegeneren Gegenden schon ein wenig im Voraus planen, überfahrten mit Fähren auch. Alles andere geht gut ein bis zwei Tage im Voraus. Wenn du flexibel bist und im Zweifel früher oder später fahren kannst oder auch mal im 12er-Dorm statt im kuscheligen 4-Bett-Frauen-Dorm zu nächtigen bereit bist, geht das.

Street Art in Tartu, Estland © Nicola Isendahl

Highlights in der Natur

Zu den bislang erlebten Naturschönheiten zählen fraglos endlose feine weiße Sandstrände an der Kurischen Nehrung in Litauen. Du kommst bequem mit dem Bus (per Fähre) nach Nida. Dort kannst du ein Rad mieten oder auch zu Fuß von der Haffseite in 15 Minuten zur Ostseeseite laufen. Von der riesigen Parnidis-Düne kannst Du nach Russland rüberwinken.

Klippen auf Åland: Manche Dinge schätzt man mehr, wenn man etwas dafür getan hat … Wenn Du mit einem Leihrad ohne Gangschaltung nach 30 Kilometer Strampeln gegen den Wind durch Wald und Apfelhaine im Norden der Insel bei Havsvidden ankommst, dann haut Dich der Anblick der rosa Granitklippen um. Und dann ist auf einmal doch noch Energie da, sofort den Klippenwanderweg (ich würde eher sagen Klippen-Hüpfen) zu bestreiten.

Bialowizea, Polen © Nicola Isendahl

Bialowieza-Nationalpark: Bialowieza in Polen ist der einzige Tiefland-Urwald Europas. Bisher wusste ich nicht mal, dass es das gibt. Temperatur beiseite mutet es eher an wie ein tropischer Regenwald: über 50 Meter hohe Baumriesen. Ansonsten: Mückenalarm!

Wie geht’s weiter?

Ich habe ja immer gehört, irgendwann wirst du reisemüde. Kann ich mir momentan noch nicht vorstellen. Eher denke ich: oh nein, schon fast ein Drittel rum!

In zwei Monaten sechs Länder und Sprachen erlebt, etwa 7200 Kilometer zurückgelegt (statistisch 115 am Tag), 33 Städte gesehen, unzählige Wälder und Seen. Ich bin bei 25 Grad in der Sonne gelegen und bei 15 (gefühlten 5) Grad im Gewitter gerannt und danach zwei Tage lang die Wanderschuhe trocken geföhnt, Mittsommernachtsfeuer auf Saaremaa und Wagner-Oper in Riga (mit den pinken Laufschuhen an …) bewundert.

Der absolute Schlösserwahnsinn: Love Locks in Breslau © Nicola Isendahl

Ich habe einen koreanischen Reisefreund in Polen wiedergetroffen, eine Freundin aus Studienzeiten in Schweden und viele spannende Leute unterwegs kennengelernt, nervige Tourguides, heiße Hostelflirts, reizende kümmernde alte Damen, Amerikaner, Armenier, Israelis, Iren, Franzosen, Holländer, Portugiesen, Spanier, Australier, Taiwanesen.

Es gab einige unterhaltsame und belanglose, aber viele überraschende intensive Begegnungen, die die Seele berühren, obgleich man den Gegenüber vielleicht nie wiedersieht – was kommt als nächstes?

Immer schön den Überblick behalten: Möwen in Helsinki © Nicola Isendahl

Momentan bin ich vermutlich am nördlichsten Punkt meiner Reise und arbeite mich ab jetzt langsam gen Süden vor, von Norwegen über Dänemark und Norddeutschland nach Holland, einen Schlenker über England, Schottland, Irland, dann wieder aufs Festland und über Frankreich nach Italien.

KAYAK-Tipp: Du suchst ein passendes Hotel im Shopping- oder Sightseeing einer Stadt (oder bewusst außerhalb der Partyviertel)? In der KAYAK Hotelsuche kannst du dir die Unterkünfte auf einer Karte darstellen lassen, einfach oben links auf „Kartenansicht“ klicken. Nun wählst du direkt auf der Karte „Sightseeing“ aus und die entsprechenden Zonen werden farblich hervorgehoben.

Von Süditalien reise ich mit der Fähre nach Katalonien, quer durch Spanien an die Westküste und dann den Atlantik runter durch Portugal bis Südspanien und als Punkt zum Ausrufezeichen meiner Europareise Marokko im Dezember. Etwas Restwärme im Winter. Winter! Derzeit kaum zu glauben.

Ich bin gespannt und freue mich sehr auf die kommenden fünf Monate!

https://youtu.be/a1khIxtzV74

Hinweis: Die genannten Preise für Übernachtungen und Flüge beziehen sich jeweils auf Suchen am 21. Juli 2017, sie verstehen sich lediglich als Beispiel und können sich in der Zwischenzeit verändert haben. Die Flugpreise enthalten alle Steuern und Gebühren ohne etwaige Gepäckzuschläge der Fluggesellschaften. Die genannten Hotelpreise verstehen sich lediglich als Beispiel für eine Übernachtung und können sich in der Zwischenzeit verändert haben. Plätze stehen in begrenzter Anzahl zur Verfügung und können eventuell nicht auf allen Flügen und zu allen Terminen gebucht werden.

Über die*den Autor*in

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