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Beim Reisen ist es kaum anders als in der Mode: Irgendwie alles schon mal dagewesen. Oder vielmehr: Alle schon mal dagewesen! Nichts ist bekanntlich schlimmer, als Freunden vom letzten Roadtrip zu erzählen und dann die langen Gesichter zu kassieren: „Ja, kenn ich, war ich auch schon ein paar Mal.“

Doch diese 12 Reiseziele in Europa kennst du bestimmt noch nicht – und deine Community wird aufhorchen, wenn du zurückkommst!

Zum Durchfahren viel zu schade:  Portbou (Spanien)

Port … – wie? Die Kunst, unterschätzte Reiseziele zu finden, ist eigentlich ganz einfach: Geh‘ dorthin, wo andere weiterfahren. Das sind zum Beispiel alle Orte, die von der Geschichte vergessen wurden. Und dazu gehört Portbou: Ehemaliger Grenzort zwischen Katalonien (Spanien) und Frankreich an einer malerischen Bucht am Mittelmeer gelegen.

Seit Schengen und dem Autobahnbau hält hier so gut wie niemand mehr an, sondern braust durch zu den touristischen Hotspots an der Costa Brava. Und das kannst du sehen: Die elegante Strandpromenade gehört fast ganzjährig den Einheimischen, die Straßen sind leer, auf der Platanen bestandenen Rambla (Flaniermeile) spielen Kinder.

Alles da, nur kaum Touristen: Blick auf den Grenzort Portbou ©Pabkov/Shutterstock.com

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Unentdecktes Inseljuwel in der Adria: Vis (Kroatien)

„Unterschätzt“ ist immer ein relativer Begriff. Es gibt eben Plätzchen auf unserem Planeten, da möchte jeder mal hin. Solche angesagten Destinationen können natürlich im Ganzen niemals unterschätzt sein – wohl aber einige Eckchen, an denen relativ wenig los ist. Weil kaum einer sie auf dem Schirm hat, weil du schwierig hinkommst, weil die Bettenzahl begrenzt ist, und-und-und.

So ein Ort ist die Insel Vis: Sie gehört zur Top-Destination “Kroatische Adria”, ist aber bei weitem nicht so angesagt und belagert wie andere Inseln oder gar das Festland. Warum? Vis liegt weit draußen, ist relativ klein und kann erst seit den 1990er-Jahren besucht werden – davor machte sich dort das jugoslawische Militär breit.

Die kroatische Insel Vis profitiert noch davon, bis in die 1990er-Jahren jugoslawisches Militärgebiet gewesen zu sein ©xbrchx/Shutterstock.com

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Wie im Miniaturwunderland: Arendsee (Deutschland)

Kreisrund, bis zu 50 Meter tief und mitten in Deutschland: Der Arendsee ist ein Phänomen, von dem kaum jemand weiß. 40 Jahre lag er direkt hinter der innerdeutschen Grenze, doch der Mauerfall hat ihn kaum bekannter gemacht. Das liegt auch wieder an der Lage: Der See gehört zur Altmark, die am schlechtesten erschlossene Region Deutschlands. Alle Autobahnen führen mit weitem Abstand dran vorbei.

Wenn du es geschafft hast, kommst du dir vor wie in Lummerland: So klein wie der See ist auch die Stadt Bad Arendsee, mit puppenstubenartigen Fachwerkhäusern, Strandbad und einem winzigen Kurpark. Alles wie in einem „richtigen“ Kurbad, nur drei Nummern kleiner …

Nur die Ruhe: Der Arendsee im ehemaligen deutsch-deutschen Grenzgebiet ©Henryk Schulz (HenrykS at de.wikipedia)

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Wie ein fremder Planet: Böhmisches Mittelgebirge (Tschechien)

Der langweilige Name täuscht: Das böhmische Mittelgebirge gehört zum ungewöhnlichsten, was Gebirge in unseren Breiten zu bieten haben. Wie findest du es? Du kennst natürlich das Elbsandsteingebirge, für viele Dresden-Besucher das „Topping“ eines Besuchs in der sächsischen Residenzstadt. Ein paar wissen vielleicht noch, dass es auch hinter der Grenze nach Tschechien mit den spektakulären roten Felsformationen als „Böhmische Schweiz“ weitergeht.

Aber dass noch mal ein paar Kilometer weiter eine original Urzeit-Landschaft liegt, ist nur Insidern und ein paar Hardcore-Wander-Fans bekannt. Hier bietet sich dir eine Szenerie wie auf einem fremden Planeten: Zahllose kahle Vulkankegel ragen in kurzen Abständen in den Himmel – viele dieser Gipfel sind nur ein paar hundert Meter hoch und dank geringer Steigung sogar ohne Ausrüstung leicht erklimmbar.

Das Böhmische Mittelgebirge ist ein Traum für einsame Wanderungen ©Ondrej Prosicky/Shutterstock.com

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Völlig untypisch für Frankreich: Toulouse

Kann eine ganze Großstadt unterschätzt sein? Die hier schon: Toulouse ist für uns die unterschätzteste Metropole Frankreichs, weil so vieles an ihr so gar nicht typisch französisch ist. Das fängt an mit ihren untypischen Backsteinfassaden – die „rosarote Stadt“ wird Toulouse daher auch genannt – , setzt sich fort mit einer bunten Community aus Spaniern, Italienern, Türken und Nordafrikanern und äußert sich in einer Weltoffenheit, die Ausländer verblüfft: So mühelos auf Englisch kannst du dich nirgendwo sonst in der „Grande Nation“ verständigen. Und so entspannt und lässig ist das Straßenleben selten.

Mit ihren vielen Backsteinbauten wird Toulouse auch die „rosarote Stadt“ genannt ©bjul/Shutterstock.com

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Wenn Norwegen auf Spanien triff: Tui

Nein, wir sprechen nicht von einem riesigen Reiseunternehmen – Tui ist auch ein malerischer Ort in der nordwestspanischen Region Galicien, die insgesamt ebenfalls das Prädikat „unterschätzt“ verdient. Und noch einmal ein Stück unterschätzter ist Tui, ein winziges Städtchen mit pittoresker Altstadt und malerisch-hügeligem Umland.

Wenn dir Skandinavien zu kalt und die Menschen dort zu ruhig sind, versuche es doch mal am Atlantik nördlich von Portugal! Es sieht dort genau so aus wie an Norwegens Fjorden: Tief eingeschnittene Meeresbuchten, steile Felskliffs, viel Grün, eine raue See davor. Nur alles durchschnittlich etwa 5 bis 10 Grad wärmer und mit den leckeren Zutaten, die eben spanisch sind: Südländische Leichtigkeit, mediterrane Küche, endlose Badestrände und guter Wein.

Tolle Lage, aber kaum einer kennt Tui im Nordwesten der Iberischen Halbinsel ©villorejo/Shutterstock.com

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In einem Land, das es nicht gibt: Tiraspol, Transnistrien

Exotisch kann vieles sein: Ein Saunabesuch in Finnland vielleicht oder eine Pubtour in Wales; doch wirklich exotisch ist nur Tiraspol in Transnistrien – ein Land, das es nicht gibt! Zugegeben, der Weg dorthin ist weit: Die Stadt liegt zwar in Moldawien, gehört jedoch zum seit 1990 abtrünnigen Landesteil Transnistrien, der von keinem Staat der Erde anerkannt wird.

Allerdings kannst du von Moldawien aus sogar nur mit Personalausweis einreisen. Endlich dort angekommen, wirst du Augen machen: Tiraspol sieht aus wie eine Stadt, in der die Zeit stehengeblieben ist. Dazu gehören Einheits-Geschäfte, sozialistischer Pomp, Zwiebeltürme und jede Menge Militär auf den Straßen. Ein Gruselmärchen.

Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein: Tiraspol mit sozialistischem Pomp und Zwiebeltürmen ©Lev Levin/Shutterstock.com

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Unter der Tarnkappe: Turin, Italien

Die wichtigsten Gründe, warum eine Location unterschätzt, unentdeckt und irgendwie unter einer Tarnkappe verborgen ist, kennst du ja schon. Fehlt nur noch ein Faktor: Fußspuren. Damit ist gemeint: Menschen sind Herdentiere – sie gehen dahin, wo andere schon waren. Und so kann es passieren, dass manche Ecken jahrelang kaum beachtet werden.

Turin scheint so ein Fall zu sein: Während sich alles in Mailand und Rom drängelt, gilt Turin als hässliche Industriestadt. Von Mailand gibt es ungefähr zehn Mal so viele Stadtführer – warum nur?

Turin ist zwar Heimat von Fiat, aber auch von Peppino, einer der ältesten Eisdielen Europas. Und eine überraschend prachtvolle, als einstige Residenz der Herzöge Savoyens mit viel architektonischem Pomp garniert. Kurze Zeit war Turin sogar mal Italiens Hauptstadt. Das ist vorbei – und tut gut: Kein römisches Chaos, kein überfülltes Zentrum wie im nur 100 Kilometer entfernten Mailand, weil’s kaum einer kennt.

Turin nur eine hässliche Industriestadt? Weit gefehlt! © ronnybas/Shutterstock.com

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Touristisch noch angenehm verschlafen:  Kapverden

Auf den Balearen treten sich die Touris auf die Füße, auf den Kanaren ist ebenfalls viel los  – aber ein paar Seemeilen weiter läuft das Leben nach wie vor in ruhigen Bahnen: Die Kapverdischen Inseln haben sich aller bösen Vorhersagen zum Trotz bis heute ihren Charme erhalten.

Hier läuft das Leben langsamer, es ist immer warm und ein leichter Passatwind streicht über die Strände. Das mag vielleicht nicht jeder: Party-People finden so gut wie keine Clubs, keine Luxushotels und schon gar keine Golfplätze. Die Kapverden sind nämlich Wüsteninseln ohne Wasser in der Wasserwüste des Atlantiks.

Geografisch und politisch gehören die Kapverden zu Afrika, sie sind auch Mitgliedstaat der Afrikanischen Union. Und doch sie stehen Europa näher: Die Landessprache ist Portugiesisch und die Kapverden-Währung Escudo ist an den Euro gekoppelt.

Bei Wind- und Kitesurfern haben die Kapverden längst einen guten Ruf, aber ansonsten sind die Inseln touristisch noch recht unterbelichtet ©Samuel Borges Photography/Shutterstock.com

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Einfach nur märchenhaft: Siebenbürgen, Rumänien

Generell unterschätzt werden oft auch Regionen, die nur unter einem einzigen Aspekt bekannt sind. Jeder sortiert zum Beispiel Siebenbürgen, also Transsilvanien, unter dem Stichwort „Dracula“ ein, und das bedeutet für die Region im Zentrum Rumäniens buchstäblich: ab in den Sarg. Siebenbürgen auf den dämonischen Vampir beziehungsweise auf sein historisches Vorbild, den grausamen Fürsten Vlad III. zu reduzieren, ist so ähnlich, als wäre Paris nur der Eiffelturm.

Was Siebenbürgen wirklich ist: Eine hügelige Landschaft, darin mittelalterliche Städtchen mit krummem Kopfsteinpflaster, Bauern mit Pferdekarren, Hühner auf der Straße, wild-romantische Burgen und kaum Industrie, am Horizont die dunklen Karpaten-Wälder. Eine Gegend wie ein Märchen. So ähnlich muss es in Deutschland gewesen sein, als deine Großeltern Kinder waren. Kein aufregender Urlaub – aber unglaublich beruhigend.

Das Etikett „Dracula“ klebt an Siebenbürgen und verstellt den Blick auf die Wirklichkeit ©S-F/Shutterstock.com

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Unwirklicher Außenposten in Afrika: Ceuta, Spanien

Du brauchst eine gute Portion Galgenhumor im Reisegepäck, um dieses unglaublich unterschätzte Reiseziel genießen zu können – aber es gehört dazu, denn es ist wirklich A) total unterschätzt, und B) ein verrücktes Unikum der Weltgeschichte: Ceuta gehört zu einer der zwei Enklaven, die Spanien seit der Kolonialzeit in Marokko unterhält.

Ein Zwergstaat mit knapp 90.000 Einwohnern, der von einem meterhohen Drahtzaun umgeben Europas Außenposten am Nordrand Afrikas spielt. Politisch vollkommen sinnlos, teuer und ein beständiges Sicherheitsrisiko. Tourismus gibt es hier nur, weil die Festlands-Spanier zollfrei einkaufen können. Mit der Schnellfähre bist du in einer Stunde am zumeist leeren Strand El Chorillo, direkt daneben gibt’s andalusische Lebenskunst zum günstigen Preis. Aber hart im Nehmen solltest du schon sein, um nicht an den Zaun zu denken.

Ceuta gehört zu einer der zwei Enklaven, die Spanien seit der Kolonialzeit in Marokko unterhält ©Quintanilla/Shutterstock.com

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Ewiger Zweiter: Belfast, Nordirland

Ein letzter Trick, wie Du ein unterschätztes Ziel identifizierst: Wähl‘ nicht die Nr. 1, sondern den ewigen Zweiten! Das trifft zum Beispiel auf Belfast (Nordirland) zu: Die zweitgrößte irische Stadt steht touristisch im Schatten von Dublin – und niemand weiß, warum.

Klar, Dublin ist die Band Dubliners, die Hauptstadt der Republik Irland und des braunen Gebräus namens Guinness, aber sonst? Belfast ist extrem cool: Ein riesiger Hafen, tolle Lage an einer tief eingeschnittenen Meeresbucht, die Murals (Wandbilder) aus der Zeit des Nordirland-Konflikts, und die echten Mauern, die noch heute nationalistische von unionistischen Stadtteilen trennen. Das kleine Stadtzentrum dagegen ist ungeteilt, und in den Pubs triffst du beide Parteien, vor ihren Pints friedlich vereint.

Belfast ist cool und die Pub-Kultur fest im Alltag verankert ©pixabay

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Kennst du weitere unterschätzte Städte, die unbedingt auf die Bucket List gehören?

Der Artikel wurde verfasst von Roland Wildberg

Headerbild ©Emi Cristea/Shutterstock.com

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