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Dani Heinrich ist Mitbegründerin von Globetrotter Girls, einer unabhängigen Reise-Website mit persönlichen Reiseberichten, praktischen Reiseinformationen und LGBTQ+-Erfahrungen. Dani stammt ursprünglich aus Deutschland und wurde 2010 zur Nomadin, als sie ihren Job in London aufgab, um Reisebloggerin für LGBTQ+-Reisende zu werden. Inzwischen hat sie über 60 Länder auf fünf Kontinenten bereist. Seit 2014 wohnt sie in New York City und verbringt die Wintermonate auf Reisen.

 

„Ist das Reisen für LGBTQ+-Reisende wirklich so anders?“ Das ist eine Frage, die mir oft gestellt wird. Und meine Antwort ist immer dieselbe: JA. Das Reisen als LGBTQ+ ist definitiv anders als für Heteros. Auch wenn wir uns dieselben Sehenswürdigkeiten ansehen, uns an denselben Stränden aalen und in denselben Hotels übernachten, müssen LGBTQ+-Reisende einen Aspekt berücksichtigen, der für Heterosexuelle – und insbesondere für Paare – in der Regel nebensächlich ist: die Sicherheit.
Hier sind meine sieben Sicherheitstipps für LGBTQ+, die ich dir für der Planung deines nächsten Urlaubs ans Herz legen möchte.

 

1. Lass dich nicht vom Reisen abhalten, weil du Angst hast

Als LGBTQ+-Reisende haben wir ein ernst zu nehmendes Sicherheitsproblem und müssen deshalb, im Gegensatz zu Hetero-Reisenden, bei der Wahl unserer Reiseziele Vorsicht walten lassen. Gleichgeschlechtliche Beziehungen sind in 69 Ländern (fast die Hälfte davon in Afrika) immer noch illegal und 12 dieser Länder bestrafen Homosexualität mit der Todesstrafe. Diese Reiseziele zu besuchen bedeutet, unser Leben aufs Spiel zu setzen.

Aber auch wenn wir uns für unsere nächste Reise keines dieser 69 Länder aussuchen, ist es gut zu wissen, dass auf der ganzen Welt nur 29 Länder gleichgeschlechtliche Ehen anerkennen und nur in 65 % der UN-Länder gleichgeschlechtliche Beziehungen legal sind. Wir sind noch sehr weit von der Gleichberechtigung entfernt, und die jüngsten Entwicklungen auf der ganzen Welt haben gezeigt, dass die Rechte von LGBTQ+ eher ab- als zunehmen.

Homophobe Übergriffe haben zugenommen, einschließlich brutaler Angriffe bei Pride-Paraden in Europa. Als LGBTQ+ solltest du jedoch nicht aus Angst auf das Reisen verzichten. Beginne mit einer Inlandsreise oder mit einem Land, das bekanntlich schwulenfreundlich ist, wie Kanada oder Costa Rica, oder einem der 29 Länder, die die gleichgeschlechtliche Ehe anerkennen.

 

2. Informiere dich über die geltenden Gesetze und die Sicherheit von LGBTQ+

Mach dich vor Antritt deiner Reise mit den lokalen LGBTQ+-Gesetzen und der Sicherheit an deinem Reiseziel vertraut. Sowohl die ILGA (International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association) als auch die IGLTA (International LGBTQ+ Travel Association) bieten auf ihren Websites eingehende Informationen und Ressourcen für queere Reisende. Die ILGA bietet auch einen detaillierten Überblick über die Gesetzeslage zur sexuellen Orientierung weltweit, und die ILGTA stellt nützliche Tools für die Reiseplanung zur Verfügung, darunter eine Liste von LGBTQ+-freundlichen Hotels und Reiseveranstaltern.

Lesbische Reisende haben in der Regel einen Sicherheitsvorteil gegenüber schwulen Reisenden, da es viele Länder gibt, in denen nur gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen Männern bestraft werden – Frauen sind davon ausgenommen.

Informiere dich darüber, wie Homosexualität an deinem Reiseziel gehandhabt wird, ob es Gesetze gibt, die die Diskriminierung von LGBTQ+ zulassen oder verbieten, und welche Erfahrungen andere queere Reisende in diesem Land gemacht haben. Für Erfahrungsberichte sind LGBTQ+-Reiseblogs eine sehr wertvolle Ressource.

Informiere dich auch darüber, was an deinem Reiseziel als anstößig angesehen werden könnte, und respektiere immer die lokale Kultur.

Falls du noch nicht weißt, wohin du reisen möchtest, oder einfach nur nach Reiseinspirationen suchst, empfehle ich dir, Online-Reisemagazine für Schwule und Lesben durchzustöbern, wie zum Beispiel das Passport Magazine. Diese Reisemagazine bieten LGBTQ+-Reiseinspirationen, Abenteuer, Kultur und Stil. Das Connextions Magazine und das OutTraveler sind auch ganz tolle Inspirationsquellen für deine Reisen mit wertvollen Reisetipps und Hotelempfehlungen.

 

3. Plane deine Reise rund um ein LGBTQ+-Event

Wenn du deine Reise anlässlich eines LGBTQ+-Events oder einer angesagten Pride-Parade planst, bist du auf jeden Fall auf der sicheren Seite und du musst auch nicht befürchten, aufzufallen, angestarrt oder belästigt zu werden – im Gegenteil! Du kannst die Gesellschaft vieler anderer Queers genießen und viele LGBTQ+-Reisende kennenlernen – was vor allem interessant ist, wenn du alleine unterwegs bist.

Wikitravel ist eine sehr gute Adresse, wenn du nach LGBTQ+-Events suchst, die du gerne mit einer Reise verbinden möchtest. Unter Schwul-Lesbisches-Reisen findest du eine umfangreiche Liste der größten Pride-Events weltweit. Zu den wichtigsten LGBTQ+-Events gehören World Pride, Gay Ski Weeks, die Gay Days in Orlando oder Sparkle In The Park, ein jährliches Transgender-Festival in Manchester, England. Andere große Gay Pride-Events, für die sich eine Reise lohnt, sind New York City Pride, Mardi Gras in Sydney, Toronto Pride Week, Tel Aviv Pride oder zwei große Prides in Brasilien: in Rio und in São Paulo.

 

4. Verhalte dich im Zweifelsfall diskret

Wenn dein Reiseziel nicht als besonders schwulenfreundlich gilt, kannst du mit einem diskreten Verhalten unangenehmen Situationen aus dem Weg gehen. Wohlverstanden: Diskret aufzutreten bedeutet nicht, sich verstecken zu müssen. Auch wenn du es zu Hause gewohnt bist, dich problemlos outen zu können, kann ein unauffälligeres Verhalten auf Reisen zu einer Überlebensstrategie werden. Daher rate ich dir, möglichst diskret aufzutreten. In Mexiko City und Rio de Janeiro zum Beispiel sind schwule und lesbische Paare sehr offen und zeigen einander in der Öffentlichkeit genauso viel Zuneigung wie heterosexuellen Partner. LGBTQ+-Paare, die in diese Städte reisen, können sich daher sicher fühlen, wenn sie in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten austauschen. Es ist aber nicht überall so in Lateinamerika: An den meisten anderen Orten ist Diskretion dringend angeraten.

Sowohl homosexuelle als auch heterosexuelle Paare müssen auf ihren Reisen in bestimmten Ländern und Situationen ihre Zuneigung zügeln, etwa in Dubai oder anderen streng islamischen Ländern. Die Probleme für LGBTQ+-Paare gehen jedoch weit über das Küssen und Händchenhalten hinaus: Sollte sich dein Partner zum Beispiel in einer nicht-schwulenfreundlichen Region in der Öffentlichkeit verletzen oder Hilfe brauchen, rate ich dir, emotional zurückhaltend zu sein – auch wenn du dich lieber anders verhalten würdest.

 

5. Wende dich an einen queeren Reiseveranstalter

Wenn das deine erste Reise ist – vor allem, wenn dein Reiseziel im Ausland liegt – und du dich unsicher fühlst, könntest du dich an einen Reiseveranstalter wenden, der sich auf LGBTQ+-Reisende spezialisiert hat. Da du mit Gleichgesinnten unterwegs bist, musst du dir keine Sorgen machen, dass du als Außenseiter behandelt werden könntest. Es gibt Reiseveranstalter, die viele verschiedene Queer-Reisen anbieten.

Hier eine Auswahl meiner Favoriten:

  • Out Adventures: Out Adventures bietet Abenteuerreisen weltweit für Schwule und Lesben an.
  • Olivia Lesbian Travel: Olivia ist das größte Reiseunternehmen für Lesben, das Kreuzfahrten, Abenteuerreisen und Aufenthalte in Resorts anbietet.
  • R Family Vacations: R Family Vacations wurde von Rosie O’Donnell gegründet und bot anfangs nur LGBTQ+-Familienkreuzfahrten an, kann heute aber auch mit anderen LGBTQ+-Familienreisen aufwarten. R Family Vacations hat auch eine „Adult Vacation“-Linie eingeführt, die LGBTQ+-Reisenden kinderfreie Unterkünfte anbietet.
  • Aquafest Cruises: Aquafest Cruises ist spezialisiert auf LGBTQ+-Kreuzfahrten und exotisch angehauchte Abenteuerreisen. Angeboten werden zum Beispiel Reisen nach Indien, Machu Picchu oder, für Safari-Fans, nach Afrika.
  • Oscar Wilde Tours: Dieser Reiseveranstalter hat sich auf Geschichts- und Kunstreisen für Schwule spezialisiert und bietet Städtereisen in den USA und Europa an.
  • VentureOut: VentureOut bietet Reisen für kleinere Gruppen von Schwulen und Lesben an, die von afrikanischen Safaris bis hin zu Länderreisen nach Chile, Italien und Griechenland (aber nicht nur!) reichen.

 

6. Übernachte in queerfreundlichen oder LGBTQ+-geführten Unterkünften

Wenn du mit deinem Partner oder deiner Partnerin verreist und keine Lust hast, in einem Hotel zu übernachten, weil dir die leidige Frage „Ein Bett oder zwei?“ gestellt werden könnte, oder weil du zwei Einzelbetten bekommst, obwohl du ein Doppelbett gebucht hast, empfehle ich dir, eine Unterkunft zu buchen, die von Queers geführt wird oder einen LGBTQ+-freundlichen Ruf hat.

Purple Roofs ist das größte Reiseverzeichnis für LGBTQ+-freundliche Unterkünfte und eine großartige Fundgrube für Hotels, B&Bs und Ferienwohnungen, die von Queers geführt oder queerfreundlich sind.

TAG Approved® Hotels sind Hotels, die nicht nur LGBTQ+-freundlich sind, sondern auch die LGBTQ+-Community auf dem Arbeitsmarkt unterstützen. Es gibt über 2000 TAG Approved® Hotels. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass viele seiner angeschlossenen Hotels an Reise-Bonusprogrammen teilnehmen. Wenn du also viel unterwegs bist und fleißig Punkte sammelst, könnte die TAG-Website für dich besonders vorteilhaft sein.

Wenn du in einer von queeren Besitzern geführten Privatunterkunft übernachten möchtest, dann sieh dir die Website Misterbnb an. Sie richtet sich hauptsächlich an homosexuelle Männer und bietet rund 1 Million LGBTQ+-freundliche Unterkünfte in 200 Ländern an. Gaystay und Gayhomestays sind zwei kleinere Online-Netzwerke für Unterkünfte, die sich an die Lesben-, Schwulen-, Bisexuellen- und Transgender-Community richten. Diese LGBTQ+-freundlichen, privaten Anbieter von Unterkünften sind besonders attraktiv, wenn du in kleineren Städten oder abseits der ausgetretenen Pfade, in denen es nicht viele Hotels gibt, unterwegs bist.

 

7. Schließe dich mit anderen LGBTQ+-Reisenden zusammen

Wenn du einen Einblick in die LGBTQ+-Kultur an deinem Reiseziel gewinnen willst, gibt es nichts Besseres als Kontakte mit einheimischen Queers zu knüpfen. Heutzutage ist das mithilfe von Apps, Websites und der sozialen Medien viel einfacher geworden.

Dating-Apps sind das beliebteste Tool, um einheimische Queers kennenzulernen, insbesondere für Alleinreisende. Diese Kontakte müssen übrigens nicht unbedingt zu einer Affäre führen! Du kannst auch ganz offen sagen, dass du nur für ein paar Tage in der Stadt bist und nach Gesellschaft suchst.

Wenn Dating-Apps nicht dein Ding sind, probiere es mit MeetUp.com: Es gibt Gruppen in vielen großen Städten auf der ganzen Welt. Du kannst diese nach bestimmten Interessen filtern und zum Beispiel nach schwulen Tango-Tanzgruppen, lesbischen Wandergruppen oder queeren Brettspielabenden suchen.

Es gibt auch Facebook-Gruppen für LGBTQ+Reisende: Es lohnt sich, dort zu posten, wenn du Gruppenmitglieder kennenlernen möchtest, die in einer bestimmten Stadt wohnen oder sich gerade dort aufhalten. Aber auch wenn du an deinem Reiseziel keine Mitglieder findest, können sie dir vielleicht Empfehlungen für die besten Schwulenbars oder -partys geben.

LGBTQ+-Hotspots wie New York City, Berlin, San Francisco und Toronto bieten in der Regel auch Stadtrundgänge für Schwule und Lesben an und sind sehr gut geeignet, um andere Gay-Reisende kennenzulernen.

 

Abschließende Überlegungen

Ja, das Reisen ist für queere Reisende anders, manchmal sogar schwieriger, aber auf jeden Fall auch extrem bereichernd. Und mit den Tipps, die ich dir gegeben habe, kannst du bestens vorbereitet die Reise deines Lebens antreten. Worauf wartest du noch? Beginne sofort mit der Planung deiner LGBTQ+-Traumreise!

 

Die in diesem Artikel erwähnten Verbände dienen lediglich als Referenz und stehen in keiner Weise mit KAYAK oder Globetrotter Girls in Verbindung.

Über die*den Autor*in

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