preloadMaria Menzel | Tel Aviv: Magen David Square

Israel ist ein gesellschaftlich und religiös mindestens ebenso schwieriges wie interessantes Pflaster. Umso überraschender ist die Leichtigkeit, mit der the Clash of Culture-Capital Tel Aviv daherkommt – und damit selbst Metropolen wie Berlin alt aussehen lässt. Zwischen Trends und Traditionen, ein City-Guide für perfekte 48 Stunden

7.25 Uhr am Strand von Tel Aviv. Heller kühler Sand säumt die Tayelet-Promenade auf 14 Kilometern Länge von Norden nach Süden. Im Nacken kitzelt die Sonne, die zwischen den sich drängelnden Hochhäusern am Himmel aufsteigt. Surfer reiten – an diesem wie an jedem Morgen – auf Bilderbuchwellen. Jogger. Spaziergänger. Yogis aller Altersklassen. Die Ersten sind auf dem Weg zur Arbeit.

Blick über den Strand nach Old Jaffa, die Altstadt von Tel Aviv © Maria Menzel

Donnerstagmorgen in Tel Aviv. Die Stadt gilt weit über Israel hinaus als eine der pulsierendsten Metropolen des Nahen Ostens, vielleicht der Welt. Besser als Berlin, munkelt man. Nicht weniger interessant, so viel ist sicher.

Denn während im Rest Israels Juden und Muslime vom Gebet bis zum Supermarkteinkauf Abstand zueinander halten, leben in der mehr als 400.000 Einwohner zählenden Metropole alle zusammen – Juden, Muslime und Christen; Hetero- und Homosexuelle; Menschen aus aller Herren Länder; Traditionen und Trends.

Orthodoxe Juden auf dem Flohmarkt von Jaffa © Maria Menzel

Ein für Israel außergewöhnlicher Mischmasch – nur vier Flugstunden entfernt von Berlin, einer Stadt, in der das alles selbstverständlich geworden, der Clash of Cultures Normalität ist.

8.50 Uhr. Nachdem der erste Sonnendurst gestillt ist, geht es zum Frühstück ins nicht weit entfernte Café Shéleg. Durch die schnurgerade Häuserschlucht schwappt noch ein wenig von dem Strandfeeling auf die Kreuzung an der vierspurigen Allenby Street.

Humus – der Kichererbsenbrei mit Olivenöl und Gewürzen ist an jeder Ecke zu haben © Maria Menzel

 

Es gibt Pita-Brot und Humus, geröstetes Brot mit Tomaten, Rote Beete und Aubergine; Latte Macchiato und Cappuccino; serviert auf kleinen runden Kaffeehaustischen. Wifi natürlich.

E-Biker auf dem Rothschild-Boulevard, Tel Avivs bekanntester Flaniermeile © Maria Menzel

Anschließend (so gegen 10.15 Uhr) geht es volle Kraft voraus zu einer Sightseeing-Tour – the Tel Avivian way. Das heißt: per E-Bike. Denn die gelten hier keineswegs als Rentnersportgerät mit Schummelantrieb, sondern sind durch alle Altersklassen und Berufszweige hinweg das mit Abstand beliebteste Verkehrsmittel. Pole Position Bike Rental beispielsweise verleiht nicht nur Räder mit und auch ohne „E“, sondern bietet auch Solo- und Gruppentouren an.

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Ein Highlight: eine Tour vom HaBima-Theater gen Süden über den Rothschild-Boulevard, Tel Avivs bekanntester Flaniermeile mit ausladendem Fahrradweg. Aber Vorsicht: Wenn du zu Fuß unterwegs bist, solltest du dich vor den Verkehrsteilnehmern mit Superantrieb in Acht nehmen – denn die bringen es nicht nur auf ein beeindruckendes Tempo, sondern fahren mit selbigem auch je nach Gusto quer über Straßen und Bürgersteige.

HaBima-Square mit dem HaBima-Theater, dem israelischen Nationaltheater (links), dem Charles-
Bronfman-Auditorium und der Hall of Culture of Tel Aviv (beides das Gebäude geradezu) © Maria Menzel

Nach der City Rundtour geht es über die Allenby Street zum Magen David Square, wo gerade – es ist 13.40 Uhr – auf Tel Avivs größtem Obst- und Gemüsemarkt, dem Carmel Market das Mittagsgeschäft boomt. Gurken und Tomaten, Fallafel und Lollies, Schallplatten und Handhüllen, drapiert auf Ladentischen unter roten und grünen und vergilbten Markisen.

Magen David Square: Hier beginnt der Carmel Market, Tel Avivs größter Obst- und Gemüsemarkt © Maria Menzel

15 Minuten Fußweg weiter gen Süden bietet das Bohème-Viertel Florentin locker Stoff für einen ganzen Nachmittag. Neben zahlreichen Cafés, Restaurants und Tattooshops heißt das Markenzeichen des Districts: Streetart – und die reicht von einfachen Schriftzügen wie „Know hope“ über eine Potraitreihe des Club 27 bis hin zu aufwändigen Collagen.

Street Art im Hafenviertel von Old Jaffa © Maria Menzel

Florentin steckt voller Botschaften, die sich am besten mit Hilfe eines Guides erkunden lassen. Unter telavivstreetart.com findest du verschiedene Touranbieter. Wenn du das Viertel lieber auf eigene Faust entdecken möchtest, findest hier die Anleitung für eine selbstgeführte Tour.

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Tel Aviv ist keine klassische Schönheit. Ein Teil aber, die Altstadt Old Jaffa im Süden, ist eine Augenweide für Ästhetiker. Es ist früher Abend, am südlichen Ende der Strandpromenade zeichnet ihre sandsteinfarbene Silhouette mit dem Minarett der Al-Bah-Moschee einen märchenhaften Kontrast zum Hochhaus-Ensemble des Zentrums. Die engen Gassen, das Jaffa-Theater, der Zodiac-Brunnen. Die Sonne hat den Zenit längst verlassen und schwebt hinter der Kulisse über dem Meer.
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Fusion-Food in Papiertüten serviert

Gerade noch genug Zeit, um wenige Gehminuten südöstlich eine der beliebtesten Attraktionen des Viertels zu erkunden: den Flohmarkt von Jaffa, der hier seit mehr als hundert Jahren von Sonntag bis Freitag geöffnet hat – eine echte Fundgrube für alte Möbel, Teppiche, Lampen, Schmuck und allerlei anderes.

Straßenszene auf dem Flohmarkt von Jaffa © Maria Menzel

Und weil es jetzt noch zu früh ist für Drinks in einer nahegelegenen legendären Lokalität, geht es für das Abendessen erst einmal zurück ins moderne Tel Aviv: in das Szene-Restaurant Tzfon Abraxas. Küchenchef Eyal Shanis Markenzeichen ist nicht nur das Fusion-Food, das sich mit einem täglich wechselnden Menü irgendwo zwischen orientalisch und mediterran verortet, sondern auch die Abwesenheit von Geschirr. Das Essen wird auf Karton oder in Papiertüten serviert.

Der anschließende Rückweg nach Old Jaffa lohnt sich. Nicht nur, weil er ein willkommener Verdauungsspaziergang ist, sondern auch, weil es hier zu später Stunde endlich in das berühmte Nachtleben Tel Avivs geht: in die unterirdische Bar Anna Loulou – der Inbegriff des schrillen, wilden, bunten, des freien Tel Avivs inmitten der alten Stadt. Wenn du nach dem Tagesprogramm noch flinke Füße hast, kannst du dich hier bei frisch aufgelegter oder Livemusik müde tanzen.

Das Frühstück am Freitag wird eher ein Spätstück

Der Freitagmorgen darf gern etwas später beginnen – nicht nur, weil Freitagnächte in Tel Aviv die längsten der Woche sind, sondern auch, weil in vielen Restaurant wie beispielsweise bei Orna & Ella das Frühstück auch unter der Woche bis zur Mittagszeit serviert wird.

Wenn du es etwas früher aus den Federn schaffst und kulturhungrig bist, solltest du dich um 9.50 Uhr am Dizengoff Square einfinden. Rund um den Platz sieht es seltsam deutsch aus. Der Grund: die Bauhausarchitektur, die in den 30er-Jahren von aus Nazideutschland emigrierten Architekten importiert wurde. Jeden Freitag um 10 Uhr startet vom Bauhaus Center eine Tour durch die „Weiße Stadt“. Mehr als 4000 Gebäude im Dessau-Stil gibt es in ganz Tel Aviv – neben zahlreichen anderen internationalen Einflüssen. Ein Schaubild der Einwanderungsgeschichte.

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Was der Old Jaffa Flohmarkt für Möbel, ist der Little Prince Bookshop für Bücher. Der richtige Ort für eine kleine Mittagspause und eine Fundgrube für Blätterwerk aus zweiter Hand, das sich bei Cappuccino, aber auch herzhaften Leckerbissen genießen lässt.

Süßigkeitenverkäufer auf dem Carmel Market © Maria Menzel

Einen kurzen Bummel gen Süden liegt das Viertel Neve Tzedeck. Boutiquen. Vegane Restaurants. Buchläden, in denen die Vielfalt der Sprachen die Anzahl der Bücher zu überwiegen scheint. Als Berlinerin sage ich mal: der Prenzlauer Berg von Tel Aviv. In der Dalal Bakery sitzt Tel Aviv um 14.50 Uhr bei Nachmittagskaffee und Gebäck zusammen. Man beobachtet, man schlendert, lässt sich treiben.

Unterkunftstipps für Tel Aviv:

Warum es sich lohnt, den Shabbat in Tel Aviv zu verbringen

Und dann kehrt plötzlich eine seltsame Ruhe ein. An den Geschäften werden die Rollläden heruntergelassen, Büros werden abgeschlossen, die Straßen leeren sich. Es ist Freitagnachmittag – der Beginn des Shabbat, des öffentlichen Ruhetages. Bis Samstagabend bleiben die Läden geschlossen, die öffentlichen Verkehrsmittel ruhen. Warum es sich dennoch lohnt, den Shabbat in Tel Aviv zu verbringen – oder gerade deswegen?

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Weil es keine bessere Möglichkeit gibt, die andere, die traditionelle Seite der Stadt zu erleben. Und die begehen jüdische Familie und Freunde am Freitagabend mit dem Shabbat Dinner, das auch heute noch häufig mit dem traditionellen Entzünden von Kerzen, einem gemeinsamen Gebet und dem Brechen von Brot vor dem Essen begangen wird. Über Plattformen wie EatWith oder Anbieter wie DeliciousIsrael haben auch Reisende die Möglichkeit, ein Shabbat-Dinner zu erleben. Eine Möglichkeit, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

Und dann – ein Abendessen und zwei, drei Gläser Wein später – fängt der Freitagabend erst richtig an. 23.15 Uhr. Tel Aviv flutet die Clubszene – weil der Sonntag in Israel ein Arbeitstag ist und darum nur der Samstag zum Ausschlafen taugt. Die angesagtesten Adressen für Freunde des ausgeprägten Tanzbeinschwungs sind derzeit der Block Club, der Bootleg Club und das Pasáž , das auch in der Schwulenszene sehr beliebt ist. Wenn du es „the Tel Avivian way“ machen wills, bleibst du aber nicht in einem Club, sondern wechselst die Location im Ein- oder Zweistundentakt – bis zum Morgengrauen, versteht sich.

Hinweis: Die genannten Preise für Übernachtungen und Flüge beziehen sich jeweils auf Suchen am 22.3.2017, sie verstehen sich lediglich als Beispiel und können sich in der Zwischenzeit verändert haben. Die Flugpreise enthalten alle Steuern und Gebühren ohne etwaige Gepäckzuschläge der Fluggesellschaften. Die genannten Hotelpreise verstehen sich lediglich als Beispiel für eine Übernachtung und können sich in der Zwischenzeit verändert haben. Plätze stehen in begrenzter Anzahl zur Verfügung und können eventuell nicht auf allen Flügen und zu allen Terminen gebucht werden.

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