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Ist Nicaragua das neue Costa Rica? Mit Okö-Tourismus und paradiesischen Regenwäldern? Fest steht: Nicaragua ist eines der ärmsten Länder der Welt – und seiner Naturschätze wegen gleichzeitig eines der reichsten. Und ja: Auch immer mehr Reisende lockt es in das zentralamerikanische Land. Doch der geplante Bau eines gigantischen Kanals gefährdet die wichtigste Schatzkiste des Landes … Eine Reise über den Rio San Juan nach El Castillo

Lange stand Nicaragua völlig im touristischen Schatten von Costa Rica. Wenn Reisende nach Mittelamerika aufbrachen, dann wegen Costa Rica. Dabei hat Nicaragua (zwischen Honduras und Costa Rica gelegen) irre viel zu bieten. Mindestens so viel wie seine Nachbarn. Und tatsächlich wird das knapp 130.000 Quadratkilometer große zentralamerikanische Land mit nur sechs Millionen Einwohnern mittlerweile auch in vielen Top-Travel-Listen geführt.

Die Gründe dafür sind nicht nur zahlreich (etwa: zwei Ozeane, mehr als  400 Inseln und 50 Vulkane, ein See – Nicaraguasee/Cocibolca – 15 mal größer als der Bodensee, prachtvolle Kolonialstädte und verschlafene Dörfer, Dschungelflüsse, Karibikstrände …), sondern vor allem gute, nachdem es in dem Land in den vergangenen Jahren politisch ruhiger geworden ist (auch wenn die Unruhen und Umwälzungen bis heute deutlich sichtbare Spuren hinterlassen haben).

© Maria Menzel

Die jüngsten Erschütterungen jedoch waren vor allem natürlicher Art, befinden sich doch in Nicaragua – gerade mal so groß wie Bayern, Baden-Württemberg und Hessen zusammen – mehr als 50 Vulkane. Viele davon sind längst erloschen, einige aber sind noch aktiv, stapeln hin und wieder Rauchwolkentürme in den kornblumenblauen Karibikhimmel, speien sogar heiße Lava über den Kraterrand.

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In der endlos erscheinende  Vulkankette, die sich über mehr als 1500 Kilometer entlang der pazifischen Küste erstreckt, steht 16 Kilometer von León entfernt der noch aktive Vulkan Cerro Negro. Es ist einer der wenigen Orte auf der Welt, an denen man den Ausblick genießt, während man auf einem Board einen Vulkan heruntersurft.

Städte wie Managua und León wirken bis heute wie Echtzeitausstellungen der Sandinistischen Revolution, locken mit ihrer Geschichte Besucher aus aller Welt an. In den Pazifikküstenwellen hingegen tummeln sich Surfer, und die Insel Ometepe ist ein El Dorado für Schmetterlingsbeobachter.

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Nicaragua ist alles andere als ein Reiseziel für die Massen. Es ist trotz aller Fortschritte und Veränderungen (ja, es gibt auch Luxusunterkünfte und Boutique-Hotels) ein Urlaubsland für jene Traveller, die ganz individuell auf Erkundungen aus sind.

Der Reiz Nicaraguas liegt bis heute darin, dass du hier „Chicken Bus“ fährst – statt im klimatisierten Straßenkreuzer.

Denn auch, wenn sich hier und da kleine Fortschritte in Sachen Infrastruktur erahnen lassen, liegt der Reiz Nicaraguas aber bis heute darin, dass du hier „Chicken Bus“ fährst – statt im klimatisierten Straßenkreuzer. Dass du deinen Schlafsack auf der Nachtfähre auf dem Boden – mit etwas mehr Glück auf einer Sitzbank – ausrollst statt in einer Schlafkabine. Dass man fragt, wo der Bus abfährt, weil Haltestellen und Beschilderungen jeglicher Art eine Rarität sind.

Oft ist das Boot das beste Transportmittel © Maria Menzel

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Vor allem, um in Nicaraguas Schatzkiste zu gelangen, führt kein Weg an einem kleinen Abenteuer vorbei – einer zweistündigen, ebenso rasanten wie ohrenbetäubenden Fahrt mit einem schmalen langen Boot von San Carlos, dem Eintrittstor zum imposanten Rio San Juan. Bienvenido in El Castillo, im Herzen des Reserva Biológica Indio-Maíz!

Blick auf El Castillo, das auf eine wechselvolle Kolonialgeschichte zurückblicken kann © Maria Menzel

Nach zwei abenteuerlichen Stunden liegt es also endlich vor dir, El Castillo, eine kleine Ansammlung von Häusern, die auf zarten Stelzen vom Ufer aus in den reißenden Fluss hineingebaut ist. Rostrote Dächer, eingebettet in saftiges Dschungelgrün. Zehn Gehminuten sind es von einem bis zum anderen Ende des Ortes, der Weg so breit, dass man gerade zu zweit nebeneinander gehen kann.

Leben am Fluss: Fußballplatz in El Castillo © Maria Menzel

Eine kleine Bäckerei. Ein Fußballplatz. Ein paar Gasthäuser. Viele Kinder und alte Leute, die freundlich grüßen. Man grüßt freundlich zurück – auch wenn man zunächst nicht so ganz genau weißt, ob das wirklich El Castillo ist. Wird der Ort doch als ein absolutes „Don’t miss“ im Reiseführer angepriesen. Und während der seichte Wind das Rauschen des Bootsmotors langsam aus den Gehörgängen weht, begreift man dann doch sehr schnell, dass man in einem kleinen Paradies angekommen ist.

Vor 345 Jahren bauten spanische Konquistadoren diese Festung am Ufer des Rio San Juan um die Stadt Granada (am Nicaraguasee) zu schützen © Maria Menzel

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Den besten Ausblick über dieses Paradies hat man vom Fortaleza de la Inmaculada Concepción, einer kleinen Burg, die mit wehender Landesflagge über dem Örtchen thront. Es ist das älteste Kolonialgebäude Nicaraguas, das weitestgehend in seinem ursprünglichen Zustand erhalten ist. Die spanischen Besatzer hatten es 1673 direkt an den reißenden El-Diablo-Stromschnellen errichteten, um sich gegen die anderen durch Nicaragua ziehenden Kolonialisten und Piraten zu wehren.

Knapp 200 Kilometer lang ist der Rio San Juan, der im Oberlauf noch recht ruhig vor sich hin fließt, ab El Castillo aber etliche Passagen mit reißenden Stromschnellen hat © Maria Menzel

Mal fiel es in britische, mal in französische Hände, mal wurde es zurückerobert und so fort. Von hier aus hat man einen ebenso weiten wie umwerfenden Blick über El Castillo, den Rio San Juan und das Naturreservat Indio-Maíz.

Die abwechslungsreiche Topographie des Landes macht aus Nicaragua ein einzigartiges artenreiches Gebiet mit verschiedenen Ökosystemen © Maria Menzel

Das Reservat ist die Schatzkiste Nicaraguas. Es beherbergt das zweitgrößte Regenwaldgebiet Mittelamerikas. Auf wenigen Quadratkilometern, so sagt man, finden sich hier mehr Tier- und Pflanzenarten als auf dem gesamten europäischen Kontinent. 600 Vogel-, 300 Reptilien- und Amphibienarten, 200 verschiedene Säugetiere – darunter Raubkatzen, Klammer- und Brüllaffen.

Die Bäume ragen bis zu 50 Meter weit hinauf in den Himmel. In ihren Kronen verstecken sich Affen und Vögel, die nur ein geschultes Auge entdeckt. Für beste Unterhaltung sorgen Spinnen- und Brüllaffen, der Michael-Jackson-Vogel, dessen Tanz dem Moonwalk ähnelt, und Anästhesiepflanzen, bei denen einem beim Kauen die Zunge taub wird.

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Kakaobauern führen dich zu ihren Plantagen © Maria Menzel

Süß hingegen schmecken die weißen schleimigen Bohnen, die man in den Hügeln hinter El Castillo direkt aus der reifen Frucht naschen kann – Kakaobohnen. Eine Kooperative von Kakaobauern führt dich in die Plantagen und erklärt dir, wie das braune Gold gezüchtet und verarbeitet wird.

© Maria Menzel

Der Großteil wird nach dem Fermentieren und Trocknen verschifft – nach Italien, Frankreich, Spanien und auch Deutschland. Nur ein kleiner Teil wird für den lokalen Verkauf geröstet, gemahlen und zu Kakaomasse verarbeitet oder in Milch aufgelöst als Kakao getrunken. Tee nennen sie das hier.

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Dass man hier heute noch zwischen wandernden Palmen, Kakao- und Feigenbäumen durch dieses einigermaßen heile Paradies stapfen kann, ist einem Zufall zu verdanken. Seit Jahrhunderten schon gab es die Sehnsucht, den Rio San Juan zu einem großen Verbindungskanal zwischen Atlantik und Pazifik auszubauen, der dem Land Reichtum bringen sollte. Anfang des 20. Jahrhunderts war ein entsprechender Beschluss schließlich gerade dabei, die letzte Entscheidungsinstanz zu passieren, als in Nicaragua ein Vulkan ausbrach – angeblich auf der nahegelegenen Insel Ometepe, an der der Kanal vorbeiführen sollte. Auch wenn der Vulkanausbruch viel weiter nördlich passiert war: Die Nachricht reichte, um die Investoren zu verunsichern. Der Kanal wurde trotzdem gebaut – in Panama.

© Maria Menzel

Der Rio San Juan blieb vorerst verschont und mit ihm seine menschlichen und tierischen Bewohner – darunter Kaimane und Krokodile, die du am besten bei einer nächtlichen Bootstour entdecken kannst. Dann leuchten überall rote Augenpaare im Schein der Taschenlampen. Kleine Exemplare heben die Tourguides gern auch mal ins Boot, um sie ihren Gästen zu präsentieren. Ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst – ob aus Faszination oder aus gesunder Furcht, vielleicht beidem.

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Wie lange diese unvergesslichen Erlebnisse noch möglich sind, ist indes unklar. Im Dezember 2014 erfolgte mit dem Spatenstich der zweite Anlauf, den größten interozeanischen Kanal der Welt zu bauen. Mit 280 Kilometern dreieinhalb mal so lang wie der Panama-Kanal, bis zu 500 Meter breit. Eine Tankerautobahn mitten durch das Paradies.

Der Rio San Juan war Jahrhunderte lang der einzige Transportweg im Grenzgebiet zwischen Nicaragua und Costa Rica © Maria Menzel

Umweltschützer und Ureinwohner laufen Sturm gegen das Projekt. Gleichzeitig ist der Kanal ein wirtschaftlicher Hoffnungsschimmer für Nicaragua, eines der ärmsten Länder Mittelamerikas. Doch auch mehr als zwei Jahre nach dem Spatenstich ist am Rio San Juan von Bauarbeiten noch nichts zu sehen.

Was hingegen voranschreitet, ist die Umsiedlung der Bewohner des Gebiets – und mit ihr wächst der Verdacht, dass Präsident Daniel Ortega gar keinen Kanal bauen, sondern nur Platz für neue Immobilienprojekte schaffen will. So oder so verstärkt sich der Eindruck: Dieses Stück vom Paradies ist in Gefahr.

KAYAK-Tipps für deine Reise nach El Castillo, Nicaragua

  • Unterkunftsempfehlung  in El Castillo: Superfreundlicher Hotel Staff, eine Restaurant-Terrasse direkt am Wasser und gutes Essen findest du im Hotel Victoria um 60 Dollar/DZ oder 35 Dollar/EZ inkl. Frühstück

Unterkünfte in El Castillo ab 46 € im August

  • Kakaotour: die Kakaobauern-Cooperativa von El Castillo (Cooperativa de Procutores de Cacao Familias Unidas de El Castillo) bietet für wenige Dollar sehr interessante Touren über die Kakaoplantagen an. Buchbar entweder per Mail unter cooprocafuc@yahoo.es oder über Nena Lodges & Tours
  • Tour durch den Nationalpark Indio-Maiz: Sowohl das Hotel Victoria als auch Nena Lodge & Tours (Tel.: +505 2583 3010)  bieten u. a. Halb- und Ganztagstouren durch das Indio Maiz Biological Reserve an (z.B. 5-6-Stunden-Tour via Hotel Victoria durch das Reservat ab ca. 40 Dollar p.P.). Unbedingt auch nach einer nächtlichen Krokodiltour auf dem Rio San Juan fragen.
  • Historisches Highlight: Ein Besuch des Fortaleza de la Inmaculada Concepcion. Unten in der Burg befindet sich ein kleines Museum mit Ausstellungsstücken und Informationstafeln zur Geschichte El Castillos, das man für 2 Dollar besuchen kann.
  • Money: In Nicaragua kann man nicht nur in Cordoba, sondern fast überall auch in US-Dollar bezahlen
  • Fun Fact: Im Nordosten Nicaraguas, in Matagalpa, gibt es einen Schwarzwald mit Fachwerkhäusern, Haussee und Gänsen: die „Selva Negra“, die die Nachkommen einer deutschen, im 19. Jahrhundert eingewanderten Kaffeebauern-Familie hier als Ecolodge betreiben. Hier bekommt auch etwas, das es in Nicaragua wegen fehlender Kühlmöglichkeiten fast nicht gibt: richtigen Käse 🙂
  • Auskunft: Für deine weitere Reiseplanung empfehlen wir: Nicaraguaportal,  El Instituto Nicaragüense de Turismo /Intur und Visit Centroamérica

Hinweis: Die genannten Preise für Übernachtungen und Flüge beziehen sich jeweils auf Suchen am 9. Mai 2017, sie verstehen sich lediglich als Beispiel und können sich in der Zwischenzeit verändert haben. Die Flugpreise enthalten alle Steuern und Gebühren ohne etwaige Gepäckzuschläge der Fluggesellschaften. Die genannten Hotelpreise verstehen sich lediglich als Beispiel für eine Übernachtung und können sich in der Zwischenzeit verändert haben. Plätze stehen in begrenzter Anzahl zur Verfügung und können eventuell nicht auf allen Flügen und zu allen Terminen gebucht werden.

Über die*den Autor*in

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