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Essen ist eine der schönsten Arten, ein Land zu entdecken und in seine Kultur einzutauchen. Klar, heute findest du viele Gerichte weltweit – aber am besten schmecken sie immer noch da, wo sie herkommen. Was gutes polnisches Essen ausmacht, sind natürliche Zutaten, gelebte Traditionen und fantastische Rezepte, die über unzählige Generationen weitergegeben wurden. Hier stelle ich dir ein paar besonders leckere Klassiker der polnischen Küche vor. Smacznego!

10 herzhafte polnische Gerichte, die du probieren solltest

Typisches polnisches Essen ist herzhaft und abwechslungsreich. Über die Jahrhunderte wurden die traditionellen Rezepte dabei auch von den Nachbarländern geprägt. Viele polnische Gerichte haben einfache Ursprünge und setzen auf das, was da ist. Sie zeigen, wie man aus wenig viel machen kann und wie wichtig Nachhaltigkeit schon immer war – was in Restaurants rund um die Welt heute wieder neu entdeckt wird. So wird in vielen polnischen Rezepten das ganze Tier verarbeitet – wie beim leckeren Flaki. Wenn die Zeiten hart waren, passten sie Polen einfach ihre Rezepte an die Gegebenheiten an und schufen so erstaunlich leckere Gerichte. Die knusprigen Kartoffelpuffer Placki ziemniaczane sind ein schönes Beispiel dafür.

Zu den besten Orten, an denen du polnisches Essen in seiner ganzen Vielfalt erleben kannst, gehören die beliebten Milchbars. Diese einfachen Straßencafés findest du im ganzen Land. Dort bekommst du nicht nur klassische Hausmannskost, sondern auch Getränke wie Kompot (ungesüßter Fruchtsaft aus Beeren) oder Kefir (fermentiertes Milchgetränk, das weltweit für seine positiven Effekte auf die Darmgesundheit bekannt ist).

1. Żurek

Żurek hat bescheidene Wurzeln, aber einen wirklich einzigartigen Geschmack. Nicht umsonst gilt diese Suppe als inoffizielles Nationalgericht Polens! Sie ist cremig, würzig und wird vor allem zu Ostern serviert. Ihr charakteristisches Aroma verdankt sie fermentiertem Roggen, der ihr eine leicht säuerliche, erdige Note verleiht.

In ganz Polen gibt es regionale Varianten, bei denen jede Familie nach ihrem ganz eigenen Rezept kocht. Dabei bleibt die Basis meist gleich: Roggen, Kartoffeln, Gemüse, Speck und eine polnische Weißwurst, die mild gewürzt ist und leicht nach Majoran schmeckt. Żurek wird typischerweise mit einem gekochten Ei serviert. Übrigens: Wenn „chlebie“ auf der Speisekarte steht, bekommst du exakt die gleiche Suppe – mit dem Unterschied, dass du sie nicht in einer Schale, sondern direkt im Brot serviert bekommst.

Wo genau dieses Gericht seinen Ursprung hat, ist nicht ganz klar, aber eines haben alle Erzählungen gemeinsam: Sie sind bodenständig. Manche vermuten, dass es von Bauern stammt, die ihre Töpfe vor der nächsten Mahlzeit nicht richtig ausgewaschen haben, was zur natürlichen Gärung geführt haben soll. Eine andere Legende erzählt von einem geizigen Bäcker, der in seinem Gasthaus nur dünne Suppe servierte, bis die Dorfbewohner rebellierten und ihr eigenes Rezept entwickelten.

Wie auch immer Żurek entstanden ist – an einem kalten Wintertag in Polen gibt es kaum etwas Besseres. Wenn du im Süden des Landes unterwegs bist, lohnt sich ein Besuch bei Smakolyki. Das gemütliche Restaurant mitten in Krakau ist freundlich, einladend, beliebt für seine tolle Aussicht – und legendär für seine großzügigen Portionen.

2. Pierogi

Pierogi gehören zu den beliebtesten Gerichten der polnischen Küche. Die halbmondförmigen Teigtaschen sind traditionell mit Fleisch, Gemüse oder einer Mischung aus beidem gefüllt. Weitere klassische Füllungen sind Sauerkraut, Spinat, Pilze, Kartoffeln oder geröstete Zwiebeln.

Mitsamt der Füllung werden die zarten Teigtaschen entweder gekocht oder gebraten. Traditionell werden sie gekocht undmit zerlassener Butter und gebratenen Zwiebeln serviert – aber auch die gebratene Variante hat in den letzten Jahren immer mehr Fans gefunden. Pierogi gibt es auch in süßer Form. Besonders beliebt sind Füllungen mit Beeren, Rosinen, süßem Hüttenkäse oder sogar Schokolade.

Wie bei vielen traditionellen Gerichten, deren Rezepte über viele Generationen weitergegeben wurden, ist auch die Herkunft der Pierogi nicht eindeutig belegt. Zwei bekannte Legenden führen sie auf Hyazinth von Polen zurück: In der einen half er nach einem Sturm mit einem Gebet, die Ernte zu retten. Als Dank kochten die Dorfbewohner Pierogi für ihn. In der anderen versorgte er die Menschen in einer Hungersnot nach einem Angriff durch die Tataren.

Eine weitere Theorie bringt das Gericht mit Marco Polos Reisen entlang der Seidenstraße in Verbindung: Schließlich haben Teigtaschen auch in der chinesischen Küche eine lange Tradition. Ursprünglich galten Pierogi als einfaches Bauernessen. Ab dem 17. Jahrhundert wurden sie in ganz Polen immer beliebter. Heute gibt es sie in unzähligen Varianten und zu allen möglichen Anlässen. Am besten probierst du sie in einer Milchbar. In Warschau zum Beispiel lohnt sich ein Abstecher ins trendige Prasowy in der Nähe der Altstadt. Hier bekommst du richtig gute Pierogi zum fairen Preis.

3. Golabki

Gołąbki sind ein klassisches polnisches Essen, das sich längst auch über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht hat. Die Zutaten sind einfach: Weißkohl, gefüllt mit einer Mischung aus Hackfleisch – meist Rind, Schwein oder beidem – sowie Zwiebeln und Reis. Die Blätter werden wie kleine Röllchen gewickelt, ähnlich einer Zigarre, und anschließend schonend gekocht. Serviert werden Gołąbki mit Brot oder gekochten Kartoffeln und einer cremigen Tomatensauce. Kaum etwas passt besser zu einem kalten Wintertag. In den wärmeren Monaten werden Gołąbki oft mit Frühlingsgemüse gefüllt oder zusammen mit leichten Beilagen serviert.

Der Name bedeutet wörtlich übersetzt „kleine Tauben“ – und tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass das Gericht auf das ukrainische Festessen Holubtsi zurückgeht: Dabei wurden gefüllte, in Kohl gewickelte Tauben serviert. Im 19. Jahrhundert fand die Idee vermutlich ihren Weg nach Polen und ist heute fester Bestandteil der polnischen Esskultur.

4. Kotlet Schabowy

Die Wiener haben ihr Schnitzel – und die Polen ihren Kotlet Schabowy. Oft wird er einfach nur „Schabowy“ genannt. Die Zubereitung ist bekannt: Ein Stück Schweinefleisch wird paniert und in der Pfanne goldbraun ausgebacken. Der polnische Schabowy ist dabei meist etwas dicker als das Wiener Original, außen schön knusprig, innen zart und saftig. Traditionell wird er mit Kartoffelbrei und Rote-Bete-Salat oder mit einem klassischen Mix aus Karotten und Erbsen serviert.

5. Kotlet Mielony

Ein weiteres beliebtes polnisches Essen, das seinen Ursprung vermutlich in einem Nachbarland hat, ist der Kotlet Mielony. Ähnlich wie dänische Frikadellen wird er aus Schweinehack, Eiern und Semmelbröseln zubereitet, flachgedrückt und in der Pfanne gebraten. Dazu gibt es häufig Salzkartoffeln, Sauerkraut oder eingelegte Rote Bete, was besonders im Sommer gut schmeckt.

In ganz Polen findest du viele Varianten dieses Gerichts, das je nach Region auch unter Namen wie Sznycle oder Karminadle (in Schlesien) serviert wird.

6. Kaszanka

Blut gehört in der traditionellen polnischen Küche ganz selbstverständlich dazu. Kaszanka, eine herzhafte Wurst, ist ein besonders typisches polnisches Essen. Sie wird aus Schweineblut, Innereien, Fett, Leber und Buchweizen hergestellt, mit Zwiebeln und Gewürzen wie Majoran vermischt und dann in einen Schweinedarm gefüllt – klingt zunächst gewöhnungsbedürftig, schmeckt aber richtig gut!

Serviert wird Kaszanka in verschiedenen Varianten: gebraten, gekocht oder gebacken. Meist werden Kartoffeln oder Sauerkraut als Beilage gereicht. Wenn du das Gericht besonders authentisch erleben möchtest, solltest du nach Zakopane fahren. Die Region ist bekannt für den Buchweizenanbau und sein Street Food: Hier bekommst du richtig leckere Kaszanka!

7. Placki Ziemniaczane

Kartoffeln gehören definitiv zu den wichtigsten Zutaten für polnisches Essen. Ein Gericht, das die beliebte Knolle besonders köstlich in Szene setzt, sind Placki ziemniaczane: knusprige Kartoffelpuffer mit Kultstatus. Sie werden aus geriebenen Kartoffeln zubereitet, mit etwas Mehl und Ei vermischt und dann in der Pfanne goldbraun gebraten.

Placki ziemniaczane sind außen knusprig und innen weich, was sie zu einem perfekten Snack für zwischendurch macht. Früher wurden sie in harten Zeiten oft als Brotersatz gebacken. Heute begleiten sie viele Hauptgerichte. Besonders gern werden sie mit Fleischsauce, saurer Sahne oder Gulasch serviert – einem weiteren Klassiker der polnischen Küche.

8. Kluski śląskie

In Schlesien begegnet dir die Kartoffel in Form von Kluski śląskie. Die kleinen, runden Kartoffelklößen haben eine charakteristische Mulde in der Mitte und eignen sich perfekt, um die letzten Reste Sauce vom Teller zu naschen. Polnisches Essen schmeckt oft besonders gut mit einem Glas Bier – das gilt auch für die leckeren Kluski śląskie. Wenn du die Klöße stilecht genießen willst, bietet sich ein Besuch im Browar Mariacki in Kattowitz an. Diese moderne Brauerei im Herzen der Stadt serviert neben verschiedenen Biersorten auch typisch polnisches Essen wie Kluski.

9. Flaki

Neben beliebten Klassikern wie Gulasch gibt es auch weniger bekannte Eintöpfe in der polnischen Küche – und Flaki gehört unbedingt dazu. Flaki ist ein traditionelles polnisches Essen, das schon zur Zeit von König Jagiełło serviert wurde (der das Gericht sehr liebte).

Flaki wurde schon im 14. Jahrhundert gekocht und schenkt uns damit einen spannenden Einblick in die Entwicklung der Landesküche. Dabei hat sich das Rezept stetig weiterentwickelt. Wenn du in Warschau unterwegs bist, lohnt sich ein Abstecher in den Stadtteil Praga. Dort findest du das gemütliche Lokal Pyzy Flaki Gorące, das eine besonders beliebte Version von Flaki serviert.

10. Bigos

Kein Gericht verkörpert polnisches Essen so sehr wie Bigos. Der deftige Eintopf war bereits im 17. und 18. Jahrhundert bei der polnischen Oberschicht beliebt und wurde oft als Proviant bei langen Jagdausflügen mitgenommen. Früher wurde Bigos mit Huhn, Fisch oder eingelegtem Obst zubereitet.

Heute ist Bigos ein klassisches Festtagsgericht und gilt als inoffizielles Nationalgericht Polens. Im Mittelpunkt stehen Sauerkraut, frisches Weißkraut, verschiedene Fleischsorten und Wurst – oft auch Wild – sowie Gemüse, Gewürze und manchmal ein Schuss Rotwein oder getrocknete Pflaumen für den besondere Twist. Alles wird stundenlang geschmort, bis der herzhafte Eintopf servierfertig ist.

Du hast Lust auf ein ganz besonderes Bigos-Erlebnis? Dann besuche die malerische Stadt Breslau an der Oder! Hier kannst du im Restaurant Stół na Szwedzkiej gemeinsam mit einem Koch deine ganz persönliche Variante nach deinem Geschmack zubereiten.

Zeit für polnische Süßigkeiten

In einem Artikel über polnisches Essen darf Süßes natürlich nicht fehlen. Die Auswahl an traditionellen polnischen Süßspeisen ist groß und macht Lust auf mehr. Ob Sękacz, der ikonische Baumkuchen, der Schicht für Schicht über offenem Feuer gebacken wird, oder Szarlotka, der beliebte polnische Apfelkuchen – wer Süßes liebt, kommt hier voll auf seine Kosten. Hier sind ein paar der beliebtesten Süßspeisen, die definitiv auf deine Bucketlist für polnisches Essen gehören:

11. Racuchy

Pfannkuchen sind überall auf der Welt beliebt, auch in Polen, wo sie als Racuchy auf den Teller kommen. Die fluffigen kleinen Küchlein werden aus Mehl, Milch, Eiern, Zucker und einer Prise Salz zubereitet und in der Pfanne goldbraun ausgebacken. Meist werden sie als Dessert serviert, doch es gibt auch herzhafte Varianten – etwa zu Weihnachten, wo sie einen festen Platz auf der Festtafel haben.

12. Makowiec

Eine der bekanntesten und beliebtesten polnischen Süßspeisen ist Makowiec. Sie kommt typischerweise zur Weihnachtszeit auf den Teller und erinnert an eine Biskuitrolle, ist aber mit Mohn gefüllt. Zur Füllung kommen je nach Rezept auch Walnüsse oder Esskastanien dazu. Im Odette Tea Room in Warschau wird eine besonders leckere Variante mit Tee serviert. Alternativ laden die vielen Straßencafés am Marktplatz der Altstadt zum Probieren ein. Bestelle dir einen Kaffee dazu und entspanne beim Leutegucken!

13. Faworki

Ihr Name klingt verspielt – und genauso luftig-leicht schmecken sie auch: Faworki, oft auch „Engelsflügel“ genannt, gehören in Polen zur traditionellen Faschingszeit einfach dazu. Früher wurden sie vor Beginn der Fastenzeit gebacken. Heute gibt es sie das ganze Frühjahr über. In manchen Regionen heißen sie auch Chruściki – eine Anspielung auf ihr hohen Knusperfaktor. Manche Geschichten führen den Ursprung der süßen Leckerei auf mittelalterliche Ritter zurück, die von ihren Angebeteten bunte Schleifen an die Rüstung gebunden bekamen.

Andere Theorien reichen zurück bis ins Römische Reich, was auch erklären würde, warum es ähnliches Gebäck etwa in Italien und Ungarn gibt. Faworki werden aus Weizenmehl, Sauerrahm und Eigelb zubereitet. Die Teigstreifen werden ineinander gedreht, frittiert und anschließend mit Puderzucker bestäubt. Außen knusprig, innen hauchzart – und kaum zu widerstehen!

14. Mazurek

Auch Mazurek gehört zu den süßen Klassikern, die in Polen meist zu besonderen Anlässen serviert werden – vor allem zu Ostern. Dieser flache, manchmal auch mehrschichtige Kuchen kommt in vielen Varianten vor: glasiert, mit Marzipan verziert oder mit Trockenfrüchten geschmückt. Am beliebtesten ist die Version mit einem Boden aus Mürbeteig oder Biskuit, der mit einer Masse aus Twaróg (einem quarkähnlichen Frischkäse), Eigelb, Rosinen und Nüssen gefüllt wird. Nach dem Backen wird alles mit bunten Toppings wie Nüssen, Baisers und Trockenobst dekoriert. Das Ergebnis ist ein Kuchen, der gleichzeitig weich und knusprig ist und genauso gut schmeckt, wie er aussieht.

15. Kremowka

Die Meister der Viennoiserie haben auch polnische Süßspeisen verfeinert – und so entstand Kremówka, ein elegantes und köstliches Dessert. Dieses Gebäck ist Polens Antwort auf das französische Mille-feuille: Dünne, knusprige Blätterteigschichten umhüllen eine köstliche Füllung.

In Polen wird Kremówka mit einer weichen Meringue aus gesüßter Sahne und Eischnee gefüllt. Es ist so lecker, dass selbst Papst Johannes Paul II. im Vatikan immer wieder Appetit auf diese Spezialität aus seiner Heimat hatte. Lust, es selbst zu probieren? Jede gute Konditorei in Warschau verkauft ihre ganz eigene Version von Kremówka.

16. Kolocz Slaski

Ich möchte unsere kulinarische Reise durch polnisches Essen mit einer Köstlichkeit abschließen, die aus der polnischen Kultur nicht mehr wegzudenken ist: der Kołocz Śląski. Dieser Kuchen wird vor allem in Schlesien zubereitet. Seine Geschichte reicht bis ins 10. Jahrhundert zurück und wurde lange nur von speziell ausgebildeten Frauen gebacken.

Diese Frauen hüteten das Rezept so streng, dass kein Mann während der Zubereitung den Raum betreten durfte. Der Kołocz Śląski hat eine goldene Kruste und wird mit Puderzucker bestäubt. Die Füllungen reichen von Apfel und Mohn bis hin zu Quark. Für die Polen hat dieser Kuchen eine besondere Bedeutung und wird oft vor der Hochzeit als Geschenk an frisch Verlobte überreicht – als Segenswunsch für eine kinderreiche Familie.

Über die*den Autor*in

Jemima Forbes Jemima ist Teilzeitentdeckerin und Vollzeitautorin mit Fokus auf Reisen und Lifestyle. Am glücklichsten ist sie an einem Strand in den Tropen oder in der schottischen Wildnis, schätzt aber auch leckeres Streetfood und spannende Museen in den schönsten Städten der Welt. Wenn sie nicht gerade auf Reisen ist, liest sie oder arbeitet an ihrem Debütroman.

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