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Von Lhasa haben die meisten ein Bild, seit Brad Pitt im Film „Sieben Jahre in Tibet“ die Hauptrolle des Dalai-Lama-Vertrauten Heinrich Harrer gespielt hat. Doch wirklich dort waren wohl die wenigsten – vielleicht auch, weil die Reise in die Hauptstadt der Autonomen Region Tibet ihre Tücken hat. Lohnenswert ist sie vor allem für jene Reisende, die etwas über Buddhismus und die sogenannte Kulturrevolution lernen möchten. Von den einzigartigen Sehenswürdigkeiten in Lhasa ganz zu schweigen

Lhasa kommt ein bisschen unerwartet. Wenn du mit dem Flugzeug aus Nepal oder China anreist, siehst du die Stadt von oben wie einen weißen Fleck auf einer topographischen Karte. Für die, die mit dem Auto über den Friendship Highway aus Nepal oder mit dem Zug aus dem chinesischen Xining kommen, ist die Stadt eine Oase nach langer landschaftlicher Durststrecke.

Rundherum alles karg und braun, die Erde klumpig und trocken. Kein Gras, kaum ein Baum, hin und wieder nur das tiefe Blau eines Sees. Wer würde inmitten dieser lebensfeindlichen Landschaft ein Zentrum des Glaubens, des Lebens erwarten?

Blick auf Lhasa (etwa 250.000 Einwohner) – die  Hauptstadt der Autonomen Region Tibet der Volksrepublik China liegt auf 3650 Metern Höhe © Maria Menzel

Tatsächlich ist man dem Himmel auf der tibetischen Hochebene so nah wie sonst nirgendwo auf der Welt. Zum einen, weil neun der 14 mehr als 8000 Meter hohen Berge der Welt hier im Himalaya liegen; darunter der Mount Everest, mit 8848 Metern der höchste Berg der Welt – die Tibeter nennen ihn Qomolangma.

© Maria Menzel

Zum anderen liegt inmitten dieser Landschaft mit Lhasa das Zentrum des tibetischen Buddhismus, das „Land der Götter“. Ein Ort, der lange hinter den Flanken der großen Berge scheinbar unerreichbar verborgen lag.

Erst das Tibet Travel Permit, dann die Sehenswürdigkeiten in Lhasa

Ein bisschen “unerreichbar” ist Lhasa auch heute noch. Denn für eine Reise in die Autonome Region Tibet braucht es eine Sondergenehmigung, eine Tibet Travel Permit, die man nur über ein akkreditiertes Reisebüro beim tibetischen Fremdenverkehrsamt beantragen kann (mehr dazu weiter unten im Reisehinweis).

Zeichen des Tibetischen Buddhismus sind allgegenwärtig © Maria Menzel

Weitere Flugangebote für Lhasa:

Die Voraussetzungen für die Einreise ändern sich so schnell und häufig wie das britische Wetter. Permits werden grundsätzlich nicht an Alleinreisende vergeben – mal müssen es mindestens zwei, mal Gruppen von fünf sein; mal nur eine, mal mindestens zwei verschiedene Nationalitäten; mal wird die Permit im ersten Anlauf erteilt, mal auch erst im zweiten. Darüber hinaus müssen die Reisebüros Fahrer und Guide für die gesamte Tour und Gruppe organisieren.

Eine Reise nach Tibet auf eigene Faust geht also nicht – und ist leider ziemlich teuer. Nonstopflüge von Deutschland nach Lhasa gibt es nicht, jedoch beispielsweise von Kathmandu, Chengdu, Guangzhou, Peking oder Shanghai. Ab Xining kannst du zudem mit der berühmten Tibet-Bahn (Lhasa-Bahn) auf der höchstgelegenen Bahnstrecke der Welt fahren; die Strecke ist fasst 2000 Kilometer lang, die Fahrt dauert ungefähr 21 Stunden.

Lhasa, 11.50 Uhr | In der Stadt stimmt vieles nicht

Man kann sich gleich mal zwei Dinge abschauen vom Buddhismus: Geduld und Gelassenheit. Die nämlich führen einen nicht nur letztendlich doch ans Reiseziel, sondern stimmen einen gleich auch ein auf das, was einen in Lhasa erwartet.

Eine der Hauptverkehrsstraßen in der Innenstadt von Lhasa © Maria Menzel

Zumindest wenn man hinter die recht trostlosen Glas- und Betonfassaden der Haupteinkaufsstraßen schaut; vorbei an den chinesischen Soldaten, die seit der Besetzung 1949/50 von den Flachdächern aus schwerbewaffnet über die Tibeter wachen, die ihre Gebetsmühlen drehend über die unter der Mittagssonne stehenden Bazare wandeln.

Mann mit Gebetsmühle © Maria Menzel

Von der Terrasse des House of Shambhala Restaurants des gleichnamigen Familienhotels  aus lässt sich die Szenerie bei einem Mittagessen gut beobachten. Man merkt sehr schnell, dass in dieser Stadt sehr viel nicht stimmt.

13.15 Uhr | Zeit für die wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt

Nach dem Mittagessen geht es zum Potala-Palast, der inmitten dieser höchstpolitischen Kulissen in Rot und Weiß trotzig auf dem Roten Berg 130 Meter über der Stadt thront – die ehemalige Winterresidenz des 14. Dalai Lama. Dieser war im März 1959 nach brutal niedergeschlagenen Demonstrationen für die Freiheit und Unabhängigkeit des Landes ins indische Exil nach Dharamsala geflohen.

999 Räume verteilen sich hier auf 13 Stockwerke: Potala-Palast. Mehr als 300 Jahre lang – bis 1959 – offizielle Residenz und Regierungssitz der Dalai Lamas © Maria Menzel

Es grenzt an ein Wunder, dass der Potala nicht wie viele andere tibetische Kulturdenkmäler während der sogenannten Kulturrevolution von den Chinesischen zerstört wurden. Seit 1994 zählt der Palast mit seinen 13 Stockwerken und 999 Zimmern zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist die wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt.

Butterlampe: Allmorgendlich werden für die Götter „Rauchtöpfe“ mit Yak-Butter angezündet © Maria Menzel

In seinem Inneren kommst du nicht umhin, sofort den schweren Geruch von Räucherstäbchen und Butterlampen und das Murmeln betender Mönche wahrzunehmen, du siehst unzählige Buddhafiguren, die ja nach Körper-, Hand- und Kopfhaltung unterschiedliche Namen und Funktionen tragen.

15.40 Uhr | Buddhismus unter Bewacheraugen

Die äußere Pracht des Potala sieht man am besten vom zentralen Barkhor-Platz aus, an dem auch der Jokhang-Tempel mit seinen goldenen Dächern liegt, das wichtigste Heiligtum der tibetischen Buddhisten – eine Pilgerstätte, an der es einmal im Leben gewesen zu sein gilt.

Blick vom Barkhor-Square auf den Jokhang-Tempel © Maria Menzel
Zusammengebundene Füße einer sich vor dem Jokhang-Tempel niederwerfenden Frau © Maria Menzel

Und wenn du ein wenig Zeit hast am Nachmittag, von einem ruhigen Plätzchen aus zu beobachten, wie sich die Gläubigen vor dem Haupteingang des Tempels unzählige Male hintereinander zunächst auf die Knie werfen, sich dann auf den Bauch legen und bis in die Fingerspitzen auf dem Boden ausstrecken, begreifst du im Herzen auf einmal nicht nur etwas vom buddhistischen Glauben, sondern auch von der Absurdität der Wachposten auf den Dächern.

17 Uhr | Beinahe-Ohrfeigen im Kloster

© Maria Menzel

Absurd scheint auf den ersten Blick auch das Tohuwabohu im Sera Monastery. Schon von weitem hört man ein dichtes Rauschen tibetischer Sprache. Im Innenhof des Haupttempels sitzen oder stehen sich etwa hundert buddhistische Mönche in safranfarbenen Gewändern gegenüber, argumentieren lautstark, klatschen heftig in die Hände und holen dabei unter Einsatz des ganzen Körpers so weit aus, dass es scheint, als wollten sie sich gegenseitig eine deftige Ohrfeige verpassen.

© Maria Menzel

Doch was den Anschein einer handfesten Auseinandersetzung hat, ist in Wirklichkeit die hohe Kunst des Debattierens, die die Mönche hier üben – mal ernst, mal lachend, mal nachdrücklich oder beinahe sogar aggressiv.

19.35 Uhr | Essen im Zentrum der Stadt

Fleischverkäufer in der Nähe des Barchor-Square © Maria Menzel

Den Abend verbringst du am atmosphärischsten in einem der Restaurants im Zentrum der Stadt rund um den Barkhor Square – zum Beispiel im Makye Ame Tibetan Restaurant, von dem du direkt auf den Jokhang Tempel schaust.

Und wenn du dann immer noch nicht genug hast vom Anblick des Heiligtums, kannst du den Tag auf der Dachterrasse des Snowland Hotels beschließen – einem einfachen, aber sauberen Hotel, das nicht gerade für herausragendes Essen, dafür aber umso mehr für den fantastischen Ausblick auf die Altstadt bekannt ist.

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9 Uhr | Traditionelle Stärkung

Einen Morgen beginnst du in Tibet idealerweise mit süßem Tee und der landestypischen Nudelsuppe Thukpa oder Tsampa, einem Brei aus Wasser und gemahlenem Getreide, der in der dünnen Luft der Hochebene sagenumwobene Kräfte verleihen soll.

Beides gibt es in besonders traditioneller Atmosphäre zum Beispiel im Guang Ming Gang Qiong Tian ChaGuan wenige Meter nördlich vom Snowland Hotel. Wer auf einen ausgezeichneten Kaffee nicht verzichten möchte, findet den im Greenhouse Café, einem etwas hipperen Café gleich um die Ecke.

10.15 Uhr | In der Sommerresidenz des Dalai Lama

Gebetsmühlen liegen vor einem Geschäft in der Altstadt zum Verkauf aus © Maria Menzel

Frisch gestärkt kann es dann in den zweiten langen Tage gehen – es gibt viel zu tun. Den Vormittag beginnst du am besten mit einem Besuch des Norbulingka-Palastes, der Sommerresidenz des Dalai Lama und im Tibet-Museum und fährst anschließend zu den nicht weit entfernt gelegenen Chagpori Rock Carvings.

13.05 Uhr | Tibetische Küche vegetarisch abgewandelt

Eine leichte, aber dennoch tibetische Stärkung bekommst du mittags bei Father Vegetarian, einem sehr kleinen, gemütliches Restaurant, in dem es sich ein junger Koch zur Aufgabe gemacht hat, tibetische Küche in vegetarischer Variation zuzubereiten.

14.20 Uhr | Ausflug für Körper und Geist

© Maria Menzel

Am Nachmittag geht es dann zur Klosteranlage Drepung mit ihren unzähligen Manifestationen und Reinkarnationen heiliger buddhistischer Figuren. Das beeindruckendste Exemplar aber findest du 20 Kilometer südwestlich der Stadt – den orange und blau und gold leuchtenden Nietang Buddha, der mit fast zehn Metern Höhe die größte in ein Kliff gehauene Steinstatue Tibets ist.

Ein friedlicher und wohltuender Ort für Geist und Körper und genau der richtige Abschluss eines vollen spirituellen Sightseeing-Tages.

18.30 Uhr | Abendessen im Wohnzimmer

Wenn du auch am zweiten in traditioneller Atmosphäre essen möchtest, findest du im Tibetan Family Kitchen gutes Essen und eine Atmosphäre, bei der der Name Programm ist, denn man sitzt und isst sozusagen im Wohnzimmer der Gastgeber. Wer es moderner mag, bekommt bei Arirang Barbeque City ein ausgezeichnetes und stylisches koreanisches Abendessen.

21 Uhr | Wo bitte geht’s zum Yoga?

Wenn du übrigens abends gern Yoga praktizierst und erwartest, in Lhasa – dem spirituellen Zentrum Tibets – eine Szene wie im indischen Yoga-Mekka Dharamsala zu finden, wirst du ziemlich enttäuscht sein. Schnell mal für eine Session vorbeischauen? Ist nicht!

Gebetsmühlenartig © Maria Menzel

Ebenso wenig wie man in Lhasa Traveller findet, die Yin-Yang-Halsketten- oder Henna-Tattoo-geschmückt oder völlig overdressed in Mega-Outdoor-Funktionskleidung das Straßenbild bestimmen. Lhasa ist nicht Nord-Indien, Lhasa ist nicht Nepal. An Lhasa ist das alles bisher weitgehend vorbeigegangen. In Tibet gehen die Uhren zum Glück noch langsamer.

Aber auch, wenn sie rar sind: Es gibt Möglichkeiten, das tibetische Yoga unter Anleitung zu praktizieren. Zum Beispiel im Iridium Yoga Pilates Studio des St. Regis Lhasa Resorts. Wenn du auf der Suche nach traditionelleren Angeboten bist, solltest du in den buddhistischen Klöstern anklopfen – und dann vor allem zweierlei mitbringen: Zeit und Geduld.

Auf nach Lhasa | Das Wichtigste zur Einreise

Viele namhafte große und kleine Reiseveranstalter in Deutschland bieten im Rahmen einer China-Rundreise auch den Programmpunkt Lhasa an oder bieten gar eigene Tibet-Reisen und Touren an, die etwa auch die Zugfahrt mit der Tibet-Bahn nach Lhasa
beinhalten. Die Veranstalter kümmern sich dann um Visa und Permit.

Weitere Flugangebote für Lhasa:

Wer es etwas individueller mag (ganz individuell geht es nicht!), sollte die folgenden Reisehinweise des Auswärtigen Amts beachten:

„Reisen nach Tibet sind grundsätzlich möglich, es kommt jedoch immer wieder zu zeitweisen Einschränkungen oder Reisesperren, die in der Regel nicht öffentlich bekannt gegeben werden.

Grundsätzlich gilt für Reisen nach Tibet: Ausländer benötigen eine Spezialgenehmigung, um die Autonome Region Tibet touristisch zu bereisen. Diese Spezialgenehmigung für Touristen (auch als Tibet Travel Permit bzw. Tibet Entry Permit bekannt) wird vom tibetischen Fremdenverkehrsamt in Lhasa erteilt.

Gebetsmühle zwischen alltäglichen Gegenständen vor dem Eingang des Jokhang-Tempels – inmitten der sich niederwerfenden Buddhisten © Maria Menzel

Die Spezialgenehmigung kann ausschließlich über ein vom tibetischen Fremdenverkehrsamt akkreditiertes Reisebüro beantragt werden. Für einzelreisende Touristen wird keine Reiseerlaubnis erteilt, der Anschluss an eine Reisegruppe (mind. fünf Personen) eines akkreditierten Reisebüros ist erforderlich.

Für die Einholung der Spezialgenehmigung sind (Scan-)Kopie des Passes und des chinesischen Visums sowie Angaben zur Berufstätigkeit erforderlich. Die Bearbeitungsdauer liegt nach Auskunft des tibetischen Fremdenverkehrsamts in der Regel bei fünf bis sieben Arbeitstagen.

Gebetskette einer Einheimischen © Maria Menzel

Das vom tibetischen Fremdenverkehrsamt akkreditierte Reisebüro muss für die gesamte Reiseroute Transport und Reiseführer stellen.

Bergsteiger, Journalisten, Geschäftsreisende und Familienbesucher unterliegen besonderen Bestimmungen, die im Einzelfall bei den zuständigen chinesischen Behörden zu erfragen sind.”

Hinweis: Die genannten Preise für Übernachtungen und Flüge beziehen sich jeweils auf Suchen am 13. Juli 2017, sie verstehen sich lediglich als Beispiel und können sich in der Zwischenzeit verändert haben. Die Flugpreise enthalten alle Steuern und Gebühren ohne etwaige Gepäckzuschläge der Fluggesellschaften. Die genannten Hotelpreise verstehen sich lediglich als Beispiel für eine Übernachtung und können sich in der Zwischenzeit verändert haben. Plätze stehen in begrenzter Anzahl zur Verfügung und können eventuell nicht auf allen Flügen und zu allen Terminen gebucht werden.

Über die*den Autor*in

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